Es ist Nacht. Keine Straßenlaterne weit und breit. Unsere Schatten fallen hart auf die Straße. Es ist eine klarhelle Vollmondnacht. Kannst du dich erinnern, wann du das letzte Mal bei Vollmond draußen unterwegs warst?

Trotzdessen das wir keine Taschenlampe benötigen, die Welt um uns herum in ein blausilbriges Mondlicht getaucht ist, sind wir aufmerksam. Wir lauschen. Hören jedes Rascheln neben uns. Nehmen wahr, wie die einzelnen Blätter der herbstlichen Bäume langsam zu Boden rieseln.
Es fühlt sich magisch an durch die Vollmondnacht zu spazieren, so ganz allein, keine Menschen weit und breit, wie ein kleines Abenteuer direkt vor der Haustür. Vollmondmagie.
Tipp für ein Mikroabenteuer
Mache beim nächsten Vollmond, wenn die Nacht klarhell ist, einen Spaziergang, um selbst die Vollmondmagie zu erleben.
Der Vollmond ist bei mir ein sehr beliebtes Fotomotiv und gewissermaßen auch der Grund, warum wir zu diesem Vollmondspaziergang aufgebrochen sind. Mittlerweile langweilt mich das ganz klassische Bild vom Vollmond, denn irgendwie sieht er doch jedes Mal gleich aus. Diese Nacht war jedoch besonders hell. Mich hat das Vollmondlicht und die mystischnächtliche Stimmung gepackt. Also habe ich nicht den Mond fotografiert, sondern die vom Mondlicht angestrahlte Eiche. Dabei sind die folgenden kreativen Fotos entstanden:



So sind die Fotos entstanden
Die Ergebnisse der Aufnahmen sprechen für sich – abstrakt, stimmungsvoll, kreativ. Einfach ganz anders als klassische Nachtaufnahmen. Aufgrund des hellen Vollmondlichts lässt sich auch gar nicht so richtig erkennen, dass die Bilder in der Dunkelheit aufgenommen worden sind. Im Folgenden erfährst du wie diese künstlerischen Fotos entstanden sind.
Normalerweise wird bei der Nachtfotografie die Kamera auf ein Stativ gestellt, um Verwackler zu vermeiden. Dazu wird die Belichtungszeit verlängert und der Auslöser meist über ein Fernauslöser betätigt, sodass sichergestellt wird, dass die Kamera sich nicht bewegt. Ich habe das Stativ weggelassen, die Belichtungszeit ebenfalls verlängert und die Kamera zum Malen benutzt. Klingt das verrückt? Die etwas längere Belichtungszeit, ich hatte meist 3,2 Sekunden, hat es ermöglicht, Bewegungen festzuhalten. In diesen paar Sekunden konnte ich die Kamera in der Hand minimal ganz bewusst bewegen. Dies hat dazu geführt, dass das Motiv nicht mehr scharf dargestellt wird und die Bewegung der Kamera sichtbar geworden ist. Die Kamera war mein Pinsel für die künstlerischen Ergebnisse.
Diese Technik heißt in der Fotografie ICM und steht für Intentional Camera Movement. Dies bedeutet nichts weiter, als die Kamera während der Belichtung zu bewegen. Dabei wählt man eine Belichtungszeit zwischen 0,5 und 3 Sekunden, diese kann auch kürzer oder länger sein und hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Brennweite, das Licht oder dem Motiv. Während dieser Belichtungszeit bewegst du deine Kamera. Diese Bewegung kann ganz schlicht horizontal oder vertikal erfolgen, aber auch in Kreisen und anderen Formen. Genauso kannst du auch die ersten 2 Sekunden still auf dein Motiv fokussieren und erst in der letzten Sekunde die Kamera bewegen. Du merkst schon, man muss hier wirklich viel ausprobieren. Ich habe die Bilder oben im Bild-Serienmodus aufgenommen und die Kamera konstant für mehrere Fotos bewegt. So konnte ich schnell rausfinden, welche Kamerabewegungen am besten zu meinem Motiv passen. Eines lässt sich aber festhalten: In der ICM Fotografie musst du viel ausprobieren und kannst damit rechnen, dass du viel Überschuss produzierst, den du später direkt löschen kannst. Fotos, die mit der ICM Technik entstehen, können wunderbar miteinander kombiniert werden. Somit können kleine Serien realisiert werden, die miteinander gut harmonieren und in der Gruppe stärker wirken.
Die ICM Fotografie ist eine herausragende Möglichkeit, um sich kreativ in der Fotografie auszuleben. Dabei enstehen oft Bilder, die deutlich künstlerischer, mystischer und interessanter sind. Probier es selbst aus!
5 Tipps für den Start in die ICM Fotografie
- Gib nicht zu schnell auf: Gib dir Zeit und probiere viel aus. Gerade am Anfang kann es sein, dass auf deinen ersten ICM-Bildern wenig zu erkennen ist – das gehört dazu. Lass dich nicht entmutigen und experimentiere mit verschiedenen Bewegungen, um ein Gefühl für die Technik zu bekommen.
- Linien als Anhaltspunkt wählen: Such dir eine markante Linie in deinem Motiv, der du mit der Kamera folgen kannst – zum Beispiel einen Baumstamm, den Horizont oder eine Häuserkante. Spiele dabei bewusst damit, diese Linie entweder exakt zu verfolgen oder ganz gezielt zu brechen, um unterschiedliche Effekte zu erzielen.
- Wirkung überlegen & experimentieren: Überlege dir, welche Wirkung dein Bild haben soll: Möchtest du beruhigende, fließende Strukturen oder eher eine expressive, wilde Bewegung einfangen? Lass dich aber auch einfach treiben und erlaube dir Zufallsprodukte – oft entstehen so die spannendsten Aufnahmen.
- ISO runter, Blende zu: Damit du am Tag lange Belichtungszeiten erreichst, stelle deine ISO auf niedrige Werte wie ISO 100 und wähle eine kleine Blende (zum Beispiel f/16 oder f/22). Das hilft dir, das Licht zu kontrollieren und die Belichtung zu verlängern.
- Mit langen Zeiten spielen: Als Startpunkt empfehlen sich Belichtungszeiten zwischen 0,5 und 3 Sekunden. Die genaue Einstellung hängt vom gewünschten Effekt, der Lichtstimmung und deinem Motiv ab. Probiere verschiedene Zeiten aus, um die passende Wirkung für dein Bild zu finden.
Wenn ihr nach weiterer Inspiration sucht, wie man mithilfe der ICM Fotografie Tiere fotografieren kann, schaut gerne mal bei Naturbelichtet vorbei (https://naturbelichtet.art/blog/icm-in-der-tierfotografie).

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