Sonnenuntergangsfischen

Manchmal braucht es nicht viel um zur Ruhe zu kommen und die Gedanken neu zu sortieren. Auf einer kleinen Anhöhe an der Küste zur Warnow stehen wir. Umgeben von Kiefern.

Am nächsten Tag geht es mit der Fähre über die Ostsee. Für den Moment aber gleitet unser Blick aufs Wasser, verliert sich in den Wellen. Huscht unruhig hin und her. Genauso wie die Gedanken in unseren Köpfen. Aus der Ferne dröhnt das Wummern einer Fähre. Ein stetiges Geräusch vom Be- und Entladen dieser. Wir teilen die letzten Erinnerungen an Arbeit und an den Alltag der letzten Tage, Wochen und Monate.

Wir biegen ab, folgen einem Trampelpfad in den Wald hinein. Große, alte Eichen bilden ein hohes, tiefwaldgrünes Blätterdach über uns. Die Blätter dämpfen die Umgebungsgeräusche. Das Gezwitscher der Vögel dringt zu uns durch. Wird immer lauter. Rückt in den Fokus unserer Aufmerksamkeit. Unsere Gedanken werden leiser. Wir kommen zur Ruhe. Mit jedem Schritt wird der Wald uriger, wilder. Viele Bäume sind mit Efeu umrankt. Märchenhaft grün. Einzelne Wassertropfen fallen von den Blättern. Ein seichter Wind lässt diese Rascheln. Weht auch unsere Unruhe und Gedanken davon.

Der aufgeregte Gesang von Amseln, Teichrohrsängern und Krähen vermischt sich zu einer Symphonie. Lässt unsere Gefühle freudig springen. Auf das was vor uns liegt. Der Weg führt zurück ans Wasser. Wir werden empfangen von kleinen Wellen, die ans Ufer auf den schmalen Sandstrand schwappen. Der Ruf des Eisvogels erklingt. Wir setzen uns auf eine Mauer, er auf einen Ast in der Nähe. Sein orange-blaues glänzendes Kleid fügt sich in die Farben des blauen Himmels und dem glutorangenen Licht des Sonnenuntergangs ein. Im Sturzflug taucht er immer wieder ins sonnenglanzblaue Wasser ein. Sonnenuntergangsfischen.