Eine erfrischende, salzblaue Meeresluft umgibt mich. Einatmen, ausatmen, einatmen, bis sich meine Lungen mit dieser frischklaren Luft gefüllt haben. Ich atme tief durch. Endlich kann ich wieder durchatmen. Hier, auf Helgoland, einer Insel mitten in der Nordsee, die man schon von weitem an den rotbraunen Felsen erkennt. Helgoland ist bekannt für eine beeindruckende Landschaft, klarer Luft und einer artenreichen Vogelwelt. Das Ziel meiner mehrtägigen Hegolandreise war die Brutkolonie der Basstölpel. Diese haben sich hier seit 1991 angesiedelt und seitdem wächst die Kolonie.

Nachbarschaftsstreit in der Basstölpel Kolonie

Die Nester der Basstölpel sind an einem Küstenabschnitt Helgolands überall verteilt, einige platziert auf der langen Anna, dem bekanntesten alleinstehenden Felsen direkt vor der Insel. Andere sind gewagt an Felsvorsprüngen platziert und dann gibt es da noch die Nester die flach in Reih und Glied direkt neben dem Weg ansortiert sind. Hier sieht es aus, als wenn ein Architekt die Grundstruktur für diese kleine Wohnhaussiedlung konzipiert hätte.

Es war Anfang Mai, die Basstölpel waren ganz fleißig dabei ihre Nester zu bauen, sich zu paaren und bei einigen blitzten schon die ersten Eier unter den Vögeln hervor. Es war auffällig, dass einige Nester riesengroß, pompös, wie ein kleines Luxushotel aufgeschichtet waren. Andere dagegen zeigten immer wieder mal ein Ansatz von Nest, der aber ebenso schnell wieder verschwunden war. Immer wieder kam es zu kleineren Streitsituationen zwischen benachbarten auf den Nestern sitzenden Basstölpeln, indem sie sich gegenseitig Teile aus ihren Nestern klauten und versuchten ihren Platz zu behaupten. Die größte Soap war dann aber ein Streit zwischen zwei benachbarten Basstölpeln. Während diese kämpfend mit sich selbst beschäftigt waren, hat heimlich ein dritter Basstölpel, das Nest von dem einen komplett leer geräumt und damit sein eigenes Nest pompös aufgebaut. Mit der Zeit wurden so einige Nester also immer größer, während andere immer wieder verschwanden. Kleine Streitigkeiten gibt es also auch bei den Basstölpeln.

Plastik, eine tödliche Falle für Seevögel

Die Basstölpel sind mit allerlei neuem Nestbaumaterial gelandet. Sobald einer in der Kolonie gelandet ist, wurde der Partner freudig mit dem für die Basstölpel so typischen Schnäbel aneinander klappern begrüßt. Es sah so aus, als wenn alles ganz stolz präsentiert wurde. Frei nach dem Motto: „Schau mal was ich tolles für unser Nest gefunden habe“. Dabei wurden Federn präsentiert, Algen, Gras und … Plastik. In dem einen Moment wird es noch stolz dem Partner für den Nestbau präsentiert. Im nächsten wird es zu einer tödlichen Falle. Eingeschnürt, verheddert und qualvoll gestorben. Schaut man erstmal genauer hin, entdeckt man es überall. Plastikmüll in den Nestern. Vor allem Schnüre, Netze, alles was Algen ähnlich ist, aus denen sie eigentlich ihre Nester bauen. Und irgendwann erkennt man es. Die toten Tiere, die qualvoll in diesem Müll gestorben sind, da wo ihr Brutort ist. In den Schnüren, die teilweise meterweise vom Felsen hinabhängen, erkennt man strangulierte Trottellummen, erhängte Basstölpel. Teilweise nur noch deren Skelette, teilweise noch fast lebendig. Man sieht Plastiknetze, Plastiktüten, im Nest, im Schnabel. Dann gibt es da auch noch die völlig lebendigen Basstölpel, deren Schnabel sich erst vor kurzem in einem Netz verheddert hat. Fassungslos stehe ich hier oben, auf den roten Klippen, und kann nichts tun. Es zerreißt einem das Herz. Es ist einer dieser Momente in dem einen klar vor Augen geführt wird, was für einen schrecklichen Einfluss wir Menschen auf Brutkolonien, auf Tiere, auf die Natur haben.

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