Uferschwalben an ihren Nestern

Die Reihenhaussiedlung der Uferschwalben

Zuletzt aktualisiert am 10.07.2025 von Jana Esselborn

Der Sand knirscht mit jedem Schritt unter unseren Füßen. Neben uns das glattruhige Wasser der Ostsee, kleine, klarsanfte Wellen brechen am Ufer. Auf der anderen Seite erhebt sich neben uns mächtig eine rund 20 Meter hohe Steilküste. Abgebrochene und abgerutschte Sand- und Lehmblöcke liegen am Fuß der Steilküste. Auch die umgestürzten, im Wasser liegenden Bäume zeigen, dass diese Klippen hier in Bewegung sind. Jahr für Jahr brechen hier an der Brodtener Steilküste in der Lübecker Bucht bis zu ein Meter Küste weg. Während die Abbrüche dazu führen, dass Wanderwege verlegt und ganze Häuser absturzgefährdet sind, bietet genau dieser regelmäßige Abbruch die optimalen Brutbedingungen für die Uferschwalbe. Die Uferschwalbe nutzt diese frisch abgebrochenen sandigen Steilwände zum Nisten, indem sie rund 70 Zentimeter lange Röhren in die Wand bauen. Am Ende der Röhre wird ein aus Gräsern und Wurzeln gepolstertes Nest gebaut.

Steilküste mit den Niströhren der Uferschwalben

Während wir hier unten stehen, fliegen über uns die Uferschwalben. Manchmal gleitend, manchmal schnelle Kurven schlagend, mit artistischen Flugkurven zischen sie rasendschnell über unsere Köpfe hinweg. Sie kommunizieren nicht mit einer sanften Melodie, es klingt eher wie ein heiseres Gespräch. Kurze kräftig rauhe 'tschrds' und "tschrrrips' ertönen. In ganzen Schwärmen fliegen sie zeitgleich los und landen kurz nacheinander, zielgenau an den Röhreneingängen zu ihren Nestern. Dicht an dicht sind die Röhren platziert, wie in einer kleinen, ruhigen Reihenhaussiedlung.

Uferschwalben sind Koloniebrüter. Hier am Brotdener Steilufer befinden sich geschätzt rund 2.600 Brutröhren. Damit gehört dieser Ort zu den größten Brutkolonien in ganz Europa. In Deutschland brüten insgesamt rund 100.000 bis 200.000 Paare.

Junge Uferschwalben warten gespannt auf die nächste Essenslieferung der Eltern

Voller Erwartung und Vorfreude auf die nächste Essenslieferung der Eltern, kleinere Fluginsekten, sitzen die jungen Uferschwalben bereits am Röhrenausgang. Den Blick nach draußen gerichtet. Perfekter Ausblick aufs Meer. Was will man mehr?

Möwen gleiten sanft im Wind, putzen sich gemütlich auf im Wasser liegenden Steinen oder fangen fleißig Krebse. Und ab und an tauchen kurz vorm Horizont die Köpfe zweier Seehunde auf. Zu beobachten gibt es hier genug.

Wenn die Brutsaison vorbei ist, werden sich die Uferschwalben wieder auf den Weg in den Süden machen. Zielort ist ihr Winterquartier in Afrika, nördlich des Äquators. Im nächsten Jahr werden sie dann hoffentlich wiederkommen und neue Röhren für die nächste Brut bauen.

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